Wie bunt ist Ostern mit einer Rot-Grün-Schwäche?

7. April 2023 4 Minuten Lesezeit

Haben Sie sich mal gefragt, wie es wäre, wenn der Osterhase farbenblind wäre? Tatsächlich ist er es. Hasen und Kaninchen können kein Rot erkennen, sondern nur Grün- und Blautöne. Der Osterhase ist also ein perfektes Beispiel dafür, dass man trotz Farbschwäche gut und erfolgreich durchs Leben hoppeln kann. Doch die alltäglichen und beruflichen Herausforderungen, denen Menschen mit Farbschwäche oder Farbblindheit ausgesetzt sind, dürfen nicht unterschätzt werden. Welche Bahn ist die richtige auf dem bunten U-Bahn-Plan? Ist der Apfel noch frisch? Wie sieht eine Ampel bei einer Rot-Grün-Schwäche aus? Wir haben uns angeschaut, welche Arten der Farbsehschwäche und Farbenblindheit es gibt und was das für die Betroffenen bedeutet.

Farbenblindheit oder Farbschwäche?

Grundsätzlich gibt es eine Verwirrung zwischen Farbenblindheit und Farbschwäche bzw. Farbfehlsichtigkeit. Bei einer „echten“ Farbenblindheit können tatsächlich bestimmte oder alle Farben überhaupt nicht wahrgenommen werden. Doch dieser Begriff wird fälschlicherweise oft für die Rot-Grün-Schwäche verwendet, bei der die Wahrnehmung für Farben nur geschwächt ist. Bei einer solchen Farbschwäche funktionieren die verantwortlichen Zapfen, die sich in der Netzhaut der Augen befinden, nicht richtig, bei einer Farbblindheit sind diese gar nicht vorhanden oder funktionsunfähig.

 

Die Rot-Grün-Schwäche kommt unter den Farbschwächen am häufigsten vor und äußert sich darin, dass Rot und Grün jeweils schwächer wahrgenommen werden und verwechselt werden. Insgesamt werden vier Kategorien der Farbenblindheit unterschieden. Neben der Rot-Grün-Schwäche sind das die Rot-Grün-Blindheit, Blaustörungen und die totale Farbenblindheit, bei der Betroffene die Welt gänzlich in Graustufen erleben. In Deutschland leiden rund vier Millionen Menschen an einer dieser Formen – und übrigens rund 10 Mal mehr Männer als Frauen. Das liegt daran, dass der Defekt für diese Erkrankung über das X-Chromosom vererbt wird, und Frauen diesen mit ihrem zweiten X-Chromosom häufig „kompensieren“ können. Weltweit sehen insgesamt ca. 300 Millionen Menschen Farben auf eine andere Weise.

Wie erkenne ich eine Farbfehlsichtigkeit?

 

Um zu erkennen, ob eine Farbsehschwäche wie z. B. eine Rot-Grün-Schwäche oder Blau-Grün-Schwäche vorliegt, gibt es viele Verfahren. Einer der bekanntesten ist der Ishibara-Farbtafel-Sehtest. Hier werden Zahlen aus z. B. roten und grünen Punkten zusammengesetzt (siehe Bild). Menschen mit Farbsehschwäche haben Schwierigkeiten, die Zahlen zu erkennen, da sie die Farben nicht auseinanderhalten können.

 

Wenn Sie einen solchen Test machen und eine Farbsehschwäche befürchten, wenden Sie sich an Ihren Augenarzt oder Ihre Augenärztin, damit die Stärke ihrer Farbfehlsichtigkeit genau bestimmt und Sie optimal beraten werden können.

Welche Berufe nicht mit Farbschwäche ausgeübt werden dürfen

Dass man zu Ostern durch eine Farbschwäche nicht alle bunten Eier unterscheiden kann, ist hinnehmbar, doch ein gestörtes Farbsehen kann durchaus die Berufswahl beeinträchtigen. LKW-, Taxi-, Bus- und Bahnfahrer*innen dürfen zum Beispiel nur leichte Farbsinnstörungen haben. In der Luft- und Seefahrt wird noch strenger bewertet und ein einwandfreies Farbensehen muss vorgewiesen werden. Das gilt ebenfalls für ganze Berufszweige wie die Polizei, die Zahnmedizin, die Elektrik-, Lackierei-, Malerei- und Chemie-Branche.

Wieso das so ist, lässt sich schnell erklären. Denn was sieht ein*e Farbenblinde*r? Ist die Ampel rot oder grün? Leuchtet das Bremslicht vor mir? Häufig werden Dinge in unserem Alltag nur durch Farben vermittelt. Privat kann man sich da eventuell noch behelfen, aber wenn es um schnelle Entscheidungen geht, die auch Mitmenschen betreffen, kann es kritisch werden.

Gibt es eine Therapie für Farbschwäche?

Nein, aber wenn die Betroffenen wissen, was sie im Alltag anders sehen als die meisten ihrer Mitmenschen, können sie oft sehr gut damit umgehen. Hilfsmittel gibt es mittlerweile auch sehr viele. Auf Smartphones, Tablets und Computer lassen sich die genutzten Farben auf Designs anpassen, die besser erkannt werden können. Bestimmte Filter und Apps helfen ebenfalls bei der Wahrnehmung und können ihnen sogar die Welt in den „eigentlichen“ Farben näherbringen. Auch einige Brillen und Kontaktlinsen können bei leichter Farbfehlsichtigkeit helfen und unterstützen. Die Farbfilter in solchen speziellen Kontaktlinsen stimulieren die fehlerhaften Zapfen in der Netzhaut der Augen und können die Wahrnehmung der fehlenden Farbpigmente ausgleichen. So kann eine bis zu dreimal höhere Farbwahrnehmung erreicht werden.

Kein Bunt fürs Leben?

Liegt eine Farbenblindheit oder eine Farbschwäche vor, lässt es sich heute trotzdem sehr gut damit leben. Neben Hilfsmitteln ist allein das Wissen darüber, an welchen Orten man als mit einer Farbbeeinträchtigung vorsichtig sein sollte, hilfreich. Trotzdem ein kleiner Appell an alle Normalsichtigen, wenn es darum geht, kritische Farbcodes zu verwenden: Wenn man nicht nur die Farbe, sondern zusätzlich ein Symbol verwendet, schadet das keinem und hilft am Ende allen, die Botschaft oder Warnung zu verstehen. Wir wünschen Ihnen ein frohes Osterfest, ob bunt oder etwas weniger bunt.

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